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Über Freundschaft – Annäherung an ein Ideal

Meinen Glückwunsch: In diesem Band sind zwei wertvolle menschliche Fähigkeiten ihre Verbindung eingegangen – Schrift und Freundschaft. Beide sind individuelle, besonders aussagekräftige Manifestationen des menschlichen Wesens. So wie der Mensch über seine Handschrift identifizier- und definierbar ist, ist er dies auch über seine Freundschaften. In ihren Wettbewerbsbeiträgen zeigen uns die Schülerinnen und Schüler ihre höchstpersönliche Perspektive auf Freundschaft. Oft hinter scheinbar Banalem verborgen, berührt das Maß an Klarheit und Tiefe, Emotion und Intimität.

Die Schülerinnen und Schüler befinden sich damit in bester Gesellschaft. Freundschaften sind schon immer Thema in der Weltliteratur gewesen, wie zum Beispiel Homers Achill und Patroklos, Samweis Gamdschie und Frodo Beutlin in Tolkiens Herr der Ringe, Ronja Räubertochter und Birk Borkason bei Astrid Lindgren. Auch die großen Philosophen beschäftigten sich seit der Antike mit dem, was Freundschaft ausmacht. Aristoteles bewertet die Freundschaft zwischen denen als einzig wahre, die ihr Leben am Ideal des Guten ausrichten.

Lutz Roschker
Vorstand der PwC-Stiftung

Freunde verfolgen unter Beibehalten ihrer Individualität gleiche Lebensziele. Ein Idealbild, das zwar selten vollständig erreicht wird, aber dennoch erstrebenswert scheint. Echte Freundschaft behält jedoch den Blick für das Wesentliche, ist Prüfstein und Kompass für den Lebensweg. Deshalb entsteht sie leichter dort, wo die Lebensläufe noch nicht festgefahren sind und sie Gelegenheit zum Wachsen hat, also vielfach früh im Leben.

Freundschaft beruht auf Freiwilligkeit; Zwänge sind ihr vollkommen fremd. Sie ist die einzige Beziehungsform, die ohne normative Regelungen funktioniert und dennoch Bestand hat. Wie eine Freundschaft aussieht, warum und wie lange sie hält, handeln allein die Beteiligten aus und bedarf einer kontinuierlichen Kalibrierung – vor allem, wenn Ansichten auseinanderdriften, bei schleichenden Veränderungsprozessen und in Krisensituationen.

Hier zeigt sich auch die von Sigmund Freud beschriebene Ambivalenz, die jeder Freundschaft innewohnt. Es lauert immer die Gefahr des Verrats, der Freundschaft in Hass wandelt. Freundschaft schließen heißt Vertrauen wagen. Zwar hat Freundschaft keinen unmittelbaren Überlebenswert. Aber sie ist, wie die Kunst, eines der Dinge, das dem Überleben einen Wert verleiht. Oder, um es mit Wilhelm Busch auszudrücken: „Es blüht die Wurst nur kurze Zeit, die Freundschaft blüht in Ewigkeit.“

Lutz Roschker
Vorstand der PwC-Stiftung – langjährige Förderin der Stiftung Handschrift