Freundschaften helfen gegen Einsamkeit
Die allermeisten Menschen fühlen sich irgendwann einmal einsam. Manchmal fühlt man sich einsam, weil die Eltern keine Zeit haben. Oder man fühlt sich einsam, wenn andere Kinder und Jugendliche nicht mit einem spielen oder reden und man das Gefühl hat, nicht dazuzugehören. Man kann sich auch einsam fühlen, wenn man denkt, dass
niemand versteht, was man gerade durchmacht. Lange Zeit haben die psychologische Forschung, die Öffentlichkeit und die Politik beim Thema Einsamkeit vor allem an ältere Menschen gedacht. Fakt ist jedoch, dass sich auch junge Menschen einsam fühlen. Repräsentative Befragungen aus verschiedenen deutschen Bundesländern legen nahe, dass sich etwa jedes achte Kind oft einsam fühlt. Die Kindheit und Jugend ist eine Lebensphase, in der Freundschaften und Zugehörigkeit sehr wichtig sind, daher kann Einsamkeit in dieser Lebensphase auch besonders schwer wiegen und die Gesundheit belasten.

Univ.-Prof. Dr. Susanne Bücker
Professur für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Universität Witten/Herdecke
Einer der größten Schutzfaktoren vor Einsamkeitsgefühlen sind stabile und vertrauensvolle soziale Beziehungen. Daher spielen Freundschaften auch eine zentrale Rolle gegen Einsamkeit. Sie bieten Unterstützung, Verständnis und eine tiefe, emotionale Verbindung. Gemeinsame Aktivitäten und Erlebnisse stärken das Gefühl der Zugehörigkeit und helfen herauszufinden, wer oder wie wir (nicht) sein möchten und wer oder was uns guttut. Dabei ist es wichtig, sich klarzumachen, dass Freundschaften Zeit und Pflege brauchen. In Zeiten von Social Media ist es leichter denn je, in Kontakt zu bleiben. Aber auch regelmäßige Treffen in der Offline-Welt mit Freundinnen und Freunden sind wichtig, denn viele Menschen machen die Erfahrung, dass soziale Beziehungen besonders dann unter die Haut gehen und als zufriedenstellend erlebt werden, wenn sie im direkten Kontakt mit anderen sind.
Nicht jede und jeder muss ständig im Kontakt mit anderen sein. Es ist auch wichtig, herauszufinden, wofür man nicht unbedingt andere Menschen braucht. Beispielsweise Lesen, Sport oder einfach in der Natur zu sein, können helfen, die eigenen Gedanken zu ordnen und Emotionen zu regulieren. Aber auch für diejenigen, die gerne Zeit allein verbringen, gilt: Freundschaften sind wichtig und tragen zur Gesundheit bei. Genauso wie Bewegung und gesunde Ernährung brauchen alle Menschen soziale Beziehungen, um gesund zu leben. Daher ist es für alle Menschen wichtig, zumindest ein paar enge Beziehungen zu haben und diese zu pflegen.
Univ.-Prof. Dr. Susanne Bücker
Professur für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Universität Witten/Herdecke