Freiheit, die wir meinen
Der Lyriker Max von Schenkendorf fragt in seinem zu einem bekannten Volkslied vertonten Gedicht „Freiheit, die ich meine“ die Freiheit, ob „sie sich nie zeigen mag“. Mit Blick auf das vorliegende Buch könnte man ihm antworten: „Doch, sie zeigt sich“ – die Kinder und Jugendlichen füllen die Seiten souverän mit Briefen über alle Aspekte der Freiheit. Ein anspruchsvolles Thema, dem sich die Autorinnen und Autoren meisterhaft stellen – gerade auch, wenn man das Alter der Teilnehmenden berücksichtigt. Die Kinder und Jugendlichen berichten leidenschaftlich über ihr eigenes Erleben: über Wünsche und Sehnsüchte hinsichtlich der Freiheit, über die Grenzen des Strebens nach Freiheit, sie stellen konkrete Fragen und drücken Dankbarkeit aus – unsere Erwartungen wurden deutlich übertroffen.
Dabei verblüfft immer wieder eines: die inhaltliche Tiefe der Briefe junger Menschen, wenn sie sich nur mit Papier und Stift einem Thema widmen. Ohne die Ablenkung und Taktung digitaler Medien entstehen Einblicke in die Seele der Kinder und Jugendlichen – in ihre Gedanken, Wünsche und Träume. Schreiben mit der Hand hat Zukunft – es hilft, Gedanken zu reflektieren, zu strukturieren und zu kommunizieren. Es ist großartig zu sehen, wie stark auch die Schulen und Lehrkräfte unsere Idee unterstützen und es vermögen, die Klassen zur Teilnahme am Wettbewerb zu motivieren.

Raoul Kroehl
Geschäftsführer der Stiftung Handschrift
Eine Vielzahl von sehr positiven – größtenteils handschriftlichen – Zuschriften der Lehrkräfte im Nachgang der diesjährigen Teilnahme am Wettbewerb zeigt, dass unsere Initiative fruchtet und breite Unterstützung in den Schulen findet: Wir wollen positiv besetzte Schreibanlässe schaffen, Wertschätzung für die Handschrift erzeugen und den Kindern und Jugendlichen die individuelle Ausdrucksform einer handschriftlichen Mitteilung nahebringen. Beeindruckend ist auch zu lesen, wie eng zusammengefügt die jeweiligen Lebenswelten der jungen Autorinnen und Autoren in der Schulklasse sind, gleichsam Stuhl an Stuhl am selben Tisch, doch das Verständnis von Freiheit und dessen Gestalt sind ganz unterschiedlich: Auf der einen Seite die Schilderung einer behüteten Kindheit und dem Ideal der Freiheit in Form eines Rittes auf einem Pferd durch die Natur und auf der anderen Seite ein Brief, der Unterdrückung, Diktatur und Freiheitsberaubung thematisiert und die Vorteile unserer freiheitlichen Gesellschaft diskutiert. Der Austausch mit der schulischen Praxis und den Erfahrungen sowohl der Lehrkräfte als auch der Schülerinnen und Schüler hat uns bestärkt, zum Schuljahr 2021/2022 an ersten Grundschulen die Schreibpatenschaften zu etablieren – ein Projekt, das sofort auf große Akzeptanz und Nachfrage gestoßen ist. Hier werden Kinder der 3. und 4. Klassen dabei unterstützt, eine flüssige und lesbare Schreibschrift zu entwickeln und somit auch den Wechsel in die Sekundarstufe gut zu meistern. Nach unserer Erkenntnis kann das Schreiben mit der Hand bei Kindern und Jugendlichen eine hohe Akzeptanz erreichen, wenn es mit individueller Unterstützung vermittelt wird. Mehr noch: Es ist eine lohnende Investition in die erfolgreiche berufliche Zukunft unserer Schulabsolventinnen und -absolventen.
Raoul Kroehl
Geschäftsführer der Stiftung Handschrift