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In deutschen Grundschulen und noch mehr in den weiterführenden Schulen liegt der Hauptfokus des handschriftlichen Schreibens in der Lesbarkeit der Schrift und der richtigen Rechtschreibung. Das ist unabdingbar, Lehrkräfte müssen lesen können, was die Schülerinnen und Schüler geschrieben haben, um den Inhalt und die Grammatik bewerten zu können. Die Rechtschreibung dient dazu, Wörter und Sätze eindeutig in ihrer Bedeutung zu machen, so sollen Doppeldeutigkeiten und Interpretationsspielräume ausgeschlossen werden.

Und wenn es beim Schreiben vor allem um Lesbarkeit und Rechtschreibung geht, so werden viele Schülerinnen und Schüler zu Recht fragen, warum sie dann nicht gleich mit dem Computer schreiben dürfen. Garantiert lesbar und eine Autokorrektur für die Rechtschreibung gibt es auch, also warum sollen sie noch mit der Hand schreiben? Die Handschrift hat aber noch weitere Aspekte: Es geht nicht immer nur darum, Inhalte zu vermitteln, sondern auch zu gestalten. Erinnern wir uns an die ersten Bücher, die in Klöstern von Mönchen in mühevoller Handarbeit abgeschrieben wurden, es gab nur einige wenige Exemplare und die waren überaus kunstvoll gestaltet. 

Anna Katharina Hesselmann
Stv. Vorstandsvorsitzende der Stiftung Handschrift

Heute gelten sie als Kunstwerke. Briefe und Postkarten werden heute noch mit kleinen Randzeichnungen versehen und auch Bücher werden heute noch teilweise aufwendig illustriert. In diesen Bereichen verschwimmen auch bei uns Schrift und Kunst ineinander. Wer schreibt, gestaltet auch. Es ist durchaus möglich, Emotionen in der Schrift zu lesen. Ob ich einen Liebesbrief schreibe oder einen Einkaufszettel, würde man vermutlich auch an der Schrift erkennen: Meine Handschrift ändert sich, wenn ich schnell, energisch, nachdenklich oder wütend schreibe. Und manchmal werden uns Emotionen erst beim Schreiben bewusst, denn dann schreibt man in einem „Fluss“, das heißt, die Gedanken – positive wie negative – strömen vom Kopf wie von selbst über den Stift zum Papier. Das ist ein wichtiger Prozess der Selbsterkenntnis und -entwicklung. Vielleicht ist es auch einigen Schülerinnen und Schülern so ergangen, als sie ihre Briefe zum Thema „Mut“ geschrieben haben. Mut kann unterschiedliche Emotionen auslösen: Freude und Stolz, aber auch Angst und Wut.

Auch das Denken wird beim Schreiben gefördert. Einigen kommen die besten Ideen nachts, einigen unter der Dusche, aber ich glaube, beim Schreiben denkt es sich am besten, und das funktioniert beim Schreiben mit der Hand noch einmal wesentlich besser als beim Tippen am Computer. Der Schreibfluss regt zum Denken an, macht kreativ und einfallsreich. Handschrift ist spontaner als Tippen, man korrigiert weniger und oft, so sagt man ja, ist der erste Gedanke der beste.

Ich denke, das merkt man den vielen handschriftlichen Beiträgen zu diesem Wettbewerb einmal mehr an, da sie sowohl gestalterisch und emotional als auch inhaltlich besonders interessant sind.

Anna Katharina Hesselmann
Stv. Vorstandsvorsitzende der Stiftung Handschrift